Findus kam 4 ½ jährig zu mir, zu dieser Zeit koppte er bereits. Er galt als unreitbar und war auch im Umgang sehr schwierig. Er war ein hochintelligentes Pferd, muskulös, groß, stark mit Hengstmanieren, charakterstark, mutig, zornig und misstrauisch.
Es war nicht möglich sein Koppen zu unterbinden und so suchte ich zum einen nach den Ursachen des Koppens und zum anderen nach einer Methode, um den „physischen Schaden“ an den Zähnen und der Wirbelsäule abzuwenden.
Erste Koppaufsätze aus verschiedenen Materialien am Futtertrog und in der Box entstanden. Irgendwann entstand die erste „Koppstange“. Verbesserungen in deren Stabilität der Konstruktion und in der Anbringung folgten stetig.
Ich versuchte zusätzlich Findus die Möglichkeit zum psychischen Ausgleich zu schaffen, um mehr Zufriedenheit und Ruhe bei ihm zu erreichen. Zudem bekam er viel ruhige Bewegung durch lange Spaziergänge, lernte viele Außenreize kennen und mit ihnen umzugehen.
Er bekam Heu ad libitum aus einemHeusack, da er viel und schnell fraß. Seine Koppelgänge waren ausgedehnt und täglich,im Winter kam er auf einen Paddock. Seine Ernährungstellte ich auf getreidefrei um. Nach einer durchgeführten Gastro Guard Kurerhilt er dreimal täglich Magno Guard von Iwest als pflanzlichen Magenschoner.
Nach und nach wurde Findus ruhiger und lieb. Er entwickelte sich zu einem fröhlichen und menschenfreundlichen Pferd, wobei bei ihm immer auch die Sympathie entschied.
Findus war eine Lebensversicherung, mein Partner und mein bester Freund. Egal, ob Gelände, Dressur, Springen, mit Sattel ohne Sattel oder zu Fuß gehend, auf Findus war Verlass.
Die im November 2018 durchgeführte Gastroskopie zeigte, dass Findus keinerlei Erkrankung des Magens und der Magenschleimhaut hatte. Es stellte sich jedoch heraus, dass Findus eine Verlagerung des Darmes hatte. An den Folgen der daraufhin durchgeführten Operation starb Findus am Morgen des 15. November 2018.
Findus mein kleiner Aprilscherz, er war am 01.04.2012 geboren, zeigte mir, dass jedes Pferd es wert ist um es zu kämpfen, aber auch, dass artgerechte Haltung auch bedeutet, individuell auf jedes Pferd einzugehen und, dass Pferde gut beobachtet werden müssen und diese Beobachtungen zu reflektieren sind. Dadurch kann man verstehen, warum ein Pferd so ist, wie es im Augenblick ist und reagiert, wie es reagiert. Pferde handeln nicht vorsätzlich böse und Kopper sind keine „verhaltensgestörten Spinner“. Häufig sind sie sehr intelligent, charakterstark und kommen daher nicht damit zurecht, einer von vielen zu sein und auch als solcher behandelt zu werden.
Individuelle Haltung, individuelle Wahrnehmung und individueller Umgang machen meiner Meinung nach artgerechte Haltung aus. Ein Pferd, das sich charakterlich entfalten darf und ernstgenommen wird, ist fähig zu zeigen, was im Augenblick mit ihm los ist. Durch die Koppstange hatten sich Findus Verspannungen im Rücken komplett aufgelöst, seine Zähne wiesen keine erneuten Abnutzungserscheinungen auf und hatten sich regeneriert und auch sein Magen war ohne Auffälligkeiten.
Ich danke ihm für all die Erinnerungen an ihn und die schönen Momente und, dass sich durch ihn mein Verständnis und meine Wahrnehmung für Pferde, deren Haltung, Umgang, Ernährung und Verhalten verändert und verfeinert hat.
Ihre Kathrin Vogler | Entwicklerin der Koppstange